Dem Konzept Maria Montessoris fühlen wir uns verpflichtet. Dies bedeutet für uns, dass der Respekt vor der Person des Schülers mit seinen individuellen Ausprägungen bezüglich seiner Lernvoraussetzungen, Bedürfnissen und Entwicklungsschritte an erster Stelle steht. Nach Montessori hat jedes Kind individuell angelegte und, wenn es in die Schule kommt, auch bereits individuell entwickelte Möglichkeiten und Bedürfnisse. Es ist in unterschiedlichen Lebensphasen sensibel für spezifische Lernfelder. Um seine individuellen Lernbedürfnisse befriedigen zu können, benötigt es dafür in der Schule eine vorbereitete Umgebung und entsprechende Lernzeiten, um diese Bedürfnisse in seinem eigenen Lerntempo zu nutzen.

Die Unterrichtsform, die diesem Gedanken am stärksten Rechnung trägt, ist die Freiarbeit.

In der Friedensschule lernen die Kinder einer Klasse während der Freiarbeit jahrgangsgemischt (1-4) alle gemeinsam. Hier arbeitet jedes Kind entsprechend seines individuellen Lernstandes an einem Unterrichtsinhalt. Dabei wählt es den Zeitpunkt, das Arbeitsmaterial und gegebenenfalls Arbeitspartner. Das eigene Arbeitstempo und die selbstständige Planung und Organisation des Lernens stehen im Vordergrund.

Die Freiarbeit bietet den passenden Rahmen für die Verwirklichung des Grundsatzes „Hilf mir es selbst zu tun“. Lernen wird bei uns als ein aktiver Prozess gesehen, in dem das Kind selbstständig Entdeckungen und Erfahrungen machen kann. Die Lehrkraft fungiert in der Freiarbeit als Lernbegleiter, der jeden Einzelnen im Blick hat. Er bietet den Schülerinnen und Schülern in der Freiarbeit Strukturierungshilfen für ihr Lernen, wie z.B. individuelle Tagespläne, Wochenpläne oder Gruppenaufträge. Aufgrund von genauen Beobachtungen und der Zuhilfenahme von Diagnoseverfahren und regelmäßigen Tests kennt er den Lernstand seiner Schülerinnen und Schüler. Dieser bildet die Basis für das individuelle Fördern und Fordern der Kinder. Dabei ist uns wichtig, dass alle Schülerinnen und Schüler in ihrem eigenen Lerntempo voranschreiten. Des Weiteren können sie bei der Auswahl ihrer Aufgaben mitbestimmen. Es gilt dabei, eine Balance zu finden zwischen Wahlfreiheit (zeitlich und/oder inhaltlich) und „Pflichtprogramm“. Die Unterrichtsform der Freiarbeit verhilft den Kinder dazu, sich selbstständig zu organisieren und sich in ihrer Eigenständigkeit und Selbsttätigkeit zu erleben.

Der Arbeit der Kinder mit Material kommt während der Freiarbeit eine besondere Bedeutung zu. Im Maria Montessori-Haus ist jeder Klassenraum mit Montessori- und anderem Freiarbeitsmaterial ausgestattet. Das Montessori-Material wird als Entwicklungsmaterial, z.B. für sprachliche und mathematische Kompetenzen, eingesetzt. Es ermöglicht dem Kind handelndes Lernen auf jedem Entwicklungsniveau. Mit Hilfe des Materials kommen die Schülerinnen und Schüler über das „Greifen“ zum „Begreifen“.

Auch im Astrid Lindgren-Haus gibt es zahlreiche Freiarbeitsmaterialien. Seit Beginn des Schulverbunds werden die Klassen dort nach und nach mit Montessori-Materialien ausgestattet.

Die Freiarbeit steht im Mittelpunkt des Schulalltages an der Friedensschule. Die Kinder haben täglich in den ersten 3 Unterrichtsstunden Freiarbeit. Wir beginnen mit dem offenen Schulanfang in der Zeit zwischen 7.45 Uhr und 7.55 Uhr. Die Freiarbeit unterliegt vorgegebenen Regeln. So ist das Handlungsfeld eines jeden gebunden an die Grenzen, sich und andere nicht zu stören und die Ordnung im Raum einzuhalten. Die Freiarbeit endet nach einer gemeinsamen Frühstückspause um 10.20 Uhr.